Integraler Bestandteil der Forderungen seitens der Gesellschafter ist die Weigerung, szenische Leistungen als besondere Leistungen anzuerkennen und adäquat zu honorieren. Genau diese szenische Arbeit mit Werken der oratorischen Literatur, z. B. der Matthhäuspassion (vgl. London, New York) oder dem Deutschen Requiem von J. Brahms, aber sind ein Alleinstellungsmerkmal des Rundfunkchors Berlin. Kein anderer Rundfunkchor realisiert in dieser hohen Zahl derartige Projekte.
Unter dem Eindruck dieser Diskrepanz wurde in New York die Idee zu folgender Resolution geboren. Diese Woche nun ging der Geschäftsführung der roc berlin und Vertretern der Gesellschafter Bundesrepublik Deutschland und Land Berlin folgender Text zu:
New Yorker Resolution
New York, den 8. Oktober 2014
Hiermit beschließen die Mitglieder des Rundfunkchores Berlin, dass nach der heutigen, letzten szenischen Realisation der Matthäuspassion von Peter Sellars mit den Berliner Philharmonikern jegliche szenische Leistungen ausgesetzt werden.
Die szenischen Leistungen werden solange ausgesetzt, bis entweder der vorliegende ausgehandelte Tarifvertragsentwurf mit der vorgesehenen szenischen Pauschale Gültigkeit durch Unterschrift beider Tarifparteien erhält, oder eine andere, adäquate tarifliche Lösung gefunden wird, und durch Unterschrift der Tarifvertragsparteien besiegelt ist.
[Unterschriften der Chormitglieder]
23. Oktober 2014 at 21:42
Eine sehr eindrucksvolle Resolution!
Hoffentlich schallt bald das gewünschte Echo aus den Niederungen der Kulturlandschaft.
Bleibt stark und einig in Eurem Bemühen. Das wäre sehr zu wünschen!
Mit besten Grüßen und Wünschen von Eurer ehemalige Kollegin.
24. Oktober 2014 at 23:09
Lieber Rundfunkchor,
mir liegen Ihre musikalischen Arbeiten zutiefst am Herzen, denn durch Sie, habe ich eine neue Form des Hörens erfahren, habe unendlich viel Freude und neue Musikformen erfahren, die mein Leben bereichern, es musikalisch umgekrempelt haben.
Vor Jahren habe ich bereits Simon Halsey gegenüber geäußert, ich hoffte, der Berliner Senat wäre klug genug, einen derartig kostbaren Klangkörper wie den Rundfunkchor zu hegen und zu pflegen, da er ein unschätzbares Aushängeschild für unsere Stadt ist.
Früher war ich stolz auf die Philharmoniker und den Rias Kammerchor.
Nun habe ich nach der Wende den Rundfunkchor kennengelernt und bin stolze Berlinerin, die die Entwicklung dieses besonderen Chores zunächst beobachtete und schließlich dankbare Anhängerin
dieses Chores geworden bin.
Meine musikalischen Erlebnisse durch diesen Chor bereichern mein Leben unglaublich,
und als Freundin und Förderin erlebe ich immer wieder,
wenn ich am Stand des Rundfunkchores stehe, dass es Menschen gibt, die des Rundfunkchores wegen Konzerte in Berlin besuchen kommen,
aus ganz Europa.
Unser Rundfunkchor ist von besonderer musikalischer Neugierde geprägt und zeigt Musik in immer neuen Erlebnisformen,
ob sie nun bei Tourneen zum Beispiel in Aix en Provence Oper machen, dort habe ich sie besucht, weil ich im Sommer in Frankreich war,
ob sie hier in Berlin Wagner Opern konzertant aufführen, die Wagner neu erleben lassen, oder
ob es das human requiem,
Der versiegelte Engel,
lovers,
die Bach Passionen in Zusammenarbeit mit Peter Sellars und vieles mehr aufführen.
Jedes dieser Konzerte ist ein besonderer Schatz, ein Erlebnis, das man nicht wieder vergißt…
Und dieser wunderbare Chor muß darum kämpfen, vernünftig und seinem Können und Engagement entsprechend entlohnt zu werden.
Das ist für mich unbegreiflich.
Anstatt diesen Chor wie eine kostbare, einzigartige Pflanze zu hegen und zu pflegen, wird er allein gelassen…
Wenn Ihnen, lieber Chor eine Idee kommt, was wir, ich
als Freunde und Förderer des Rundfunkchores tun können, um Sie zu unterstützen in Ihrem berechtigten Wunsch vernünftig entlohnt zu werden… ich würde alles tun, um meinen Beitrag dazu leisten zu können.
Ich grüße Sie sehr freundlich und wünsche Ihnen von Herzen den Erfolg bei Ihren Verhandlungen, der Ihrer Arbeit zukommt…
Die letzte Chorprobe, die ich erleben durfte -stabat mater, Szymanowski, hat mir Tränen in die Augen getrieben, weil mir die Ausdruckskraft des Chores, die Intensität Ihrer Arbeit zu Herzen ging.
Sie modellieren mit Ihren Stimmen so wie Orchestermusiker mit ihren Instrumenten musikalische Farben malen..
Dafür danke ich Ihnen.
Johanna Schnee
Axel Scheidig hat mir in einem kurzen Gespräch vor der Chorprobe angedeutet, wie sehr Sie um eine angemessene Entlohnung kämpfen müssen,
ich freue mich dass Sie auch von den Philharmonikern Unterstützung erfahren,
der Gedanke, dass auch durch die gemeinsamen musikalische Projekte die menschliche Stimme und die Instrumente sich „näher“ kamen, man gemeinsam lernte, aufeinander zu hören, zu achten,
zeigt doch deutlich, wie hoch die Wertschätzung auch durch die Orchester-Musiker ist.
Schade, dass die Politik offenbar nicht in der Lage zu sein scheint, mit offenen Augen und Ohren zu handeln. Ich möchte gern einen Beitrag dazu leisten, helfen, wenn sie glauben, dass i ch dies kann.
24. Oktober 2014 at 23:15
Sehr geehrte Frau Schnee,
haben sie vielen Dank für dieses wunderbare Bekenntnis zum Rundfunkchor! Wir werden auf die Vorsitzende der Freunde und Förderer zugehen, das hatten wir sowieso geplant …
Herzliche Grüße
David Stingl